Interview mit Nina Schnutz (Ehrenamtskoordinatorin seit Januar 2024)


Liebe Nina,

Du bist in Siegen 1979 geboren und auch dort aufgewachsen. Dann bist Du 1999 zum Studium nach Bonn gekommen. Was hast Du aus deiner Kindheitsheimat mit an den Rhein gebracht?

 

Auf jeden Fall eine Menge Dialektwörter, bei denen mir früher gar nicht bewusst war, dass es sich nicht um Hochdeutsch handelt, weil die Wörter so alltäglich für mich waren. Das führt selbst nach so vielen Jahren noch manchmal zu fragenden Blicken, was ich denn wohl mit dem Wort „ausdotzen“ meinen könnte. Das ist der Siegerländer Ausdruck für „jemanden ausgrenzen und nicht teilhaben lassen“.

 

Du hast Geschichtswissenschaft, Politische Wissenschaft und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft studiert und bist lange Zeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bonn gewesen. Was hast Du aus dieser Zeit für Dich mitgenommen?

 

 

Da fallen mir spontan zwei verschiedene Bereiche ein: Einmal die Inhalte. Mir hilft es bei meiner jetzigen Arbeit zum Beispiel sehr, dass ich mich mit historischen Krisen und Konflikten beschäftigt habe, also wie diese entstehen, welche Auswirkungen sie haben usw.  Dadurch kann ich die Situation von Geflüchteten gut in einen Kontext bringen.
Das andere Feld betrifft Fähigkeiten wie sich selbst organisieren oder recherchieren, die ich durch das Studium und die wissenschaftliche Arbeit erworben habe. Das hört sich banal an, ist aber wirklich sehr hilfreich, wenn mich Anfragen zu sehr speziellen Dingen erreichen und ich dann möglichst schnell eine gute Antwort finden möchte.

 

Vor fast zwei Jahren hast Du Dich nach Aufgaben in der Flüchtlingshilfe umgesehen und dich auf ganz neue berufliche Füße gestellt. Was hat Dich dazu bewegt?

 

Ich habe selbst seit 2015 ehrenamtlich Geflüchteten geholfen, und das hat mir immer sehr viel Freude bereitet, weil ich konkret etwas bewirken konnte. Als dann Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, war dies für mich ein einschneidendes Ereignis, und ich habe mich relativ spontan entschieden, auch beruflich den Geflüchteten in den Unterkünften beim Prozess des Ankommens zu helfen. Nach der Flucht ist für sie die Situation in Deutschland vollkommen neu, sehr schwierig und oft auch überfordernd. Ich finde es daher sehr beeindruckend, dass ich nun auf so viele tolle und engagierte Ehrenamtliche stoße, die sich für Geflüchtete einsetzen.

 

 

 

 

 

Eineinhalb Jahre hast Du als Sozialbetreuerin beim Deutschen Roten Kreuz in den Unterkünften für Geflüchtete in Bad Godesberg gearbeitet. Dabei hast Du die schwierige Situation der Geflüchteten vor Ort hautnah erlebt. Und Du bist gut vernetzt! Bestimmt wirst Du deine Erfahrungen in die neue Aufgabe in unseren vier evangelischen Kirchengemeinden als Ehrenamtskoordinatorin einbringen können. Kannst Du erzählen, was Deine Aufgaben sein werden?

 

Ich bin vor allem Ansprechpartnerin für alle Fragen und Anliegen der Ehrenamtlichen, die sich in den evangelischen Gemeinden in Bad Godesberg für Geflüchtete einsetzen. Ich werde versuchen, bei zahlreichen Angeboten der Ehrenamtlichen teilzunehmen, um möglichst viel direkten Austausch zu ermöglichen. Allerdings ist das Angebot der Ehrenamtlichen so beeindruckend groß, dass ich die zwölf Wochenstunden, die ich dafür habe, gut aufteilen muss. Außerdem werde ich eine wöchentliche Sprechstunde anbieten. Ein weiteres Feld ist die Teilnahme an Sitzungen von verschiedenen Akteuren der Geflüchtetenhilfe. Dort ist meine Funktion diejenige einer Schnittstelle, um den Informationsaustauch zwischen den Ehrenamtlichen einerseits und Organisationen/Stellen andererseits zu gewährleisten.

 

Hast Du Wünsche für Deine Arbeit mit uns Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden?

 

Ich habe schon bei einigen ersten Treffen feststellen können, wie hoch das Engagement der Ehrenamtlichen ist. Ich wünsche mir, dass wir in einem offenen und ehrlichen Austausch miteinander diese Energie gemeinsam nutzen können, um weiter viele tolle Veranstaltungen und Projekte für Geflüchtete auf die Beine stellen zu können. Ich bin sehr gespannt, alle kennenzulernen und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.

 

Eine letzte Frage: Was bedeutet für Dich Diakonie?

 

Diakonie bedeutet für mich, denjenigen zu helfen, die Unterstützung benötigen.

 

Und unterstützen wirst Du uns Ehrenamtliche in Zukunft! Dafür wünschen wir Dir Gottes Segen und freuen uns auf die kommende Zusammenarbeit. 

 

Das Interview mit Nina Schnutz führte Imke Schauhoff